Medientipp Juni 2022

Die neunjährige Benni musste schon viele Wechsel in Ihrem Leben durchmachen. Sei es eine neue Wohngruppe, Pflegefamilie oder Schule, überall wird sie wieder herausgeschmissen. Sie fällt immer wieder durch ihre starke Wut und Aggressionen auf. Aber eigentlich will sie nur wieder bei ihrer Mutter leben, die jedoch mit der unberechenbaren Art ihrer Tochter, überfordert ist. Als es keine Lösung mehr für Benni zu geben scheint, nimmt sich der Anti-Gewalttrainer Micha ihr an. Doch wird er es schaffen sie aus ihrem Teufelskreis zu befreien?

„Systemsprenger“ überzeugt vor allem durch seine starken Bilder, die kein Blatt vor den Mund nehmen und ist deshalb nichts für schwache Nerven. Durch die bewegte Kameraführung kann die Unruhe und Wut von Benni lebhaft nachvollzogen werden. Hervorzuheben ist auch das schauspielerische Talent von Helena Zagel (Benni), die ihre Rolle derartig realistisch verkörpert, sodass man sich gut in die Rolle der wilden Neunjährigen hineinversetzen kann.

Der Film „Systemsprenger“ nimmt sich ein schwieriges Thema vor. Denn ein Versagen oder die Überforderung des Systems wird nicht gerne zugegeben. Fingscheidt setzt dieses Thema in ihrer fiktiven Geschichte über die unberechenbare und traumatisierte Benni jedoch auf berührende und schockierende Weise gut in Szene. Bei aller Gewalt und Wut wünscht sich Benni eigentlich nur Liebe, Geborgenheit und ihr Zuhause. Die ständigen Wechsel ihrer Lebenssituation und Kontaktpersonen belasten das Kind zusehends. Der Zuschauer wird angeregt dieses Thema zu überdenken und Verständnis für Kinder wie Benni zu entwickeln. Neben den tragischen Momenten von Bennis Leben, lernen wir jedoch auch humorvolle Situationen sowie ihre pure Lebensenergie kennen. Alles in allem ein Film der zum Nachdenken anregt und auf eine emotionale und wilde Reise entführt, die sich auf jeden Fall lohnt.